{{selectedLanguage.Name}}
anmelden austragen
×

Émile Prisse d’Avesnes

Achille Constant Théodore Émile Prisse d'Avennes

Émile Prisse d’Avesnes (Achille Constant Théodore Émile Prisse d’Avesnes, oder Prisse d’Avennes, * 27. Januar 1807 in Avesnes-sur-Helpe, Département Nord; † 16. Februar 1879 in Paris) war ein französischer Ägyptologe und Archäologe.


Mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen trug er zur Wissenschaft der Ägyptologie ebenso bei wie zum wachsenden öffentlichen Interesse an der Kultur des Alten Ägyptens. Durch seine Mitarbeit bei der Konzeption der Weltausstellungen von 1867 und 1878 in Paris sowie durch seine reich bebilderten Beschreibungen von Kleidung und Gebräuchen der Einwohner Ägyptens seiner Zeit gehörte er zu den Wegbereitern des Orientalismus in der europäischen Kunst und populären Kultur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.


Prisse stammt aus einer englischen Adelsfamilie, die um 1680 vor den politischen und religiösen Verfolgungen unter Charles II. nach Flandern fliehen musste. Sein Vater starb, als er sieben Jahre alt war. Nach kurzer Schulbildung in Trélon und Saint-Aubain trat Prisse d’Avesnes im Mai 1822 in die École royale d’Arts et Métiers ein, die ehemalige École nationale supérieure d’arts et métiers in Châlons-en-Champagne, die er bis zu seinem 19. Lebensjahr besuchte.


Zunächst befasste er sich mit architektonischen Aufgaben. Ein großer Brunnen auf der Place de la Bastille als sein erstes Projekt wurde nicht ausgeführt. 1826 beteiligte er sich an einer französischen Expedition zur Unterstützung der Griechischen Revolution. Kurze Zeit später reiste er erstmals nach Palästina, besuchte Jericho und wurde in Jerusalem in den Ritterorden vom Heiligen Grab aufgenommen. Danach trat er in Ägypten in die Dienste des osmanischen Vizekönigs Muhammad Ali Pascha, für den er als Zivil- und Wasserbauingenieur tätig war. Zu seinen zahlreichen Vorschlägen zählt auch ein Plan für den Transport des Obelisken von Luxor nach Paris, der Auftrag hierfür ging aber schließlich an Jean-François Champollion.


Von Juli bis September 1834 reiste er erstmals durch das Seengebiet Unterägyptens und beschrieb und kartografierte die Region um den Manzala-See und weitere antike Ruinenstädte. Ein Projekt zur Trockenlegung und Urbarmachung der Seenlandschaft wurde nicht durchgeführt. Nur kurz war er als Lehrer an der Infanterieschule von Damiette tätig, bis er sich ab Januar 1836 endgültig seiner Leidenschaft für die Kultur des Alten Ägypten widmen konnte. Zusammen mit Jean-François Champollion trug er zur Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphenschrift bei. Zahlreiche Reisen führten ihn fast in die gesamte zentrale islamische Welt. In Kleidung, Sitten und Sprachkenntnis seiner Umgebung vollständig angepasst, besuchte er sogar die heiligen Städte Mekka und Medina.


Prisse d’Avesnes publizierte unablässig seine Beobachtungen. 1843 berichtete er über die Flachreliefs in der Kapelle der Vorfahren des Thutmosis III. in Karnak, heute als Königsliste von Karnak bekannt und neben den Königslisten von Abydos eines der wichtigsten Dokumente zur Altägyptischen Geschichte. Er ließ Papiermoulagen der Reliefs herstellen und dokumentierte und bewahrte somit ihren Erhaltungszustand. 1847 veröffentlichte er eine Faksimile-Ausgabe des später nach ihm benannten Papyrus Prisse. Ebenfalls 1847 erschienen seine „Monuments égyptiens“ und das „Album oriental“, in dem er die Kleidung, Sitten und Gebräuche der Bevölkerung Ägyptens seiner Zeit vorstellte.


Gegen den Widerstand der osmanischen Behörden sammelte Prisse d’Avesnes in großem Umfang altägyptische Kunstwerke, wobei er sich, wie auch andere berühmte frühe Ägyptologen, allen voran Giovanni Belzoni, nicht scheute, Statuen abzutransportieren und Reliefs aus ihren Wänden zu schneiden. Hierzu zählt auch die Königsliste von Karnak, die sich heute im Louvre befindet, aber – ohne Wissen Prisse d’Avesnes – durch unsachgemäßes Auftragen eines Firnis aus Bitumen ihre farbige Fassung verloren hat. Für seine Verdienste wurde er 1845 zum Chévalier de la Légion d’honneur ernannt.

Dies ist ein Teil des Wikipedia-Artikels, der unter CC-BY-SA-Lizenz verwendet wird. Der vollständige Text des Artikels ist hier →


Mehr ...
Émile Prisse d’Avesnes Kunstwerke
Alle 12 Kunstwerke anzeigen