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Mumienporträt

Fayum mummy portraits

Mumienporträt (auch Fayumporträt) ist die moderne Bezeichnung für Porträts, die in Ägypten auf Holztafeln in die Mumienumhüllung eingewickelt oder seltener auf die Umhüllungen von Mumien gemalt wurden.


Mumienporträts wurden in allen Teilen Ägyptens, mit einer besonderen Konzentration im Fajum (zum Beispiel Hawara) und in Antinoopolis, gefunden. Sie datieren in die römische Zeit, wobei dieser Brauch anscheinend im späten letzten vorchristlichen oder frühen 1. nachchristlichen Jahrhundert begann. Das Ende ihrer Herstellung ist umstritten. Die neuere Forschung tendiert in dieser Frage zur Mitte des 3. Jahrhunderts.


Die Mumienporträts zeigen meist eine Person im Brust- oder Kopfbildnis in Frontalansicht. Der Hintergrund des Bildes ist stets einfarbig gehalten. In ihrer künstlerischen Tradition sind diese Bildwerke eindeutig römischen Ursprungs. Technisch lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: Bilder in Enkaustik (Wachsmalerei) und in Tempera, wobei die Ersteren im Schnitt von höherer Qualität sind.


Heute sind etwa 900 Mumienporträts bekannt. Der Großteil der Bilder wurde in den Nekropolen des Fajum gefunden. Vielfach sind die Bilder dank des ägyptischen Klimas noch sehr gut erhalten, selbst die Farben wirken meist noch frisch.


Erstmals wurden Mumienporträts vom italienischen Forschungsreisenden Pietro della Valle 1615 während seines Aufenthaltes in der Oase Sakkara-Memphis entdeckt und beschrieben. Zwei der Mumien brachte er nach Europa mit, heute befinden sie sich in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Danach verstärkte sich zwar im Laufe der Zeit das Interesse am alten Ägypten immer mehr, doch drangen neue Mumienporträts erst wieder zu Beginn des 19. Jahrhunderts in das Bewusstsein der Europäer. Es ist heute unklar, woher die ersten dieser Funde stammten, möglicherweise wieder aus Sakkara oder aus Theben. 1827 kamen durch Léon de Laborde zwei angeblich in Memphis gefundene Porträts nach Europa, von denen sich eines heute im Louvre und das andere im British Museum befindet. Schon 1820 erwarb der preußische Freiherr Heinrich Menu von Minutoli mehrere Mumienporträts, doch gingen sie mit anderen ägyptischen Artefakten 1822 beim Untergang der „Gottfried“ auf der Nordsee verloren. Ippolito Rosellini brachte von der Expedition, die Jean-François Champollion 1828/29 in Ägypten durchführte, ein Porträt von einem unbekannten Fundort nach Florenz mit, das den beiden Porträts, die Laborde fand, so sehr ähnelte, dass sie auch aus Memphis stammen müssen. Über den britischen Generalkonsul in Ägypten, Henry Salt, gelangten in den 1820er-Jahren mehrere Bilder nach Paris und London. Einige der auf ihnen dargestellten Personen galten lange Zeit als die Familie des auch aus schriftlichen Quellen bekannten thebanischen Archonten Pollios Soter, was sich jedoch als falsch herausstellte.


In der Folge dauerte es wieder eine längere Zeit, bis erneute Funde von Mumienporträts bekannt wurden. Die erste derartige Nachricht aus dem Jahr 1887 ist zunächst für die Wissenschaft auch von eher fataler Natur. Daniel Marie Fouquet erhielt eine Information über den Fund mehrerer Porträtmumien in einer Grotte. Wenige Tage später machte er sich auf den Weg, um sie sich anzusehen, kam jedoch zu spät, da die Entdecker fast alle Holzbilder in den drei kalten Wüstennächten zuvor verfeuert hatten. Die letzten zwei der rund 50 Porträts erwarb er. Es ist unklar, wo ihr Fundort zu lokalisieren ist; möglicherweise handelte es sich um er-Rubayat. Dort fand wenig später der Wiener Kunsthändler Theodor Graf weitere Bilder und versuchte nun, diese Funde möglichst gewinnträchtig zu verwerten. Er gewann den bekannten Leipziger Ägyptologen Georg Ebers für die Publikation seiner Funde. Anhand von Präsentationsmappen warb er für die Stücke in ganz Europa. Obwohl über den Fundkontext nicht viel bekannt war, ging er so weit, die gefundenen Porträts anhand anderer Kunstwerke, vor allem Münzporträts, bekannten ptolemäischen Herrschern und ihren Angehörigen zuzuschreiben. Keine dieser Zuweisungen war wirklich stimmig und schlüssig, doch brachte sie ihm viel Aufmerksamkeit, zumal auch Personen wie Rudolf Virchow diese Deutungen unterstützten. Damit waren Mumienporträts auf einmal in aller Munde. Zu Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Bildnisse wegen ihrer ganz eigenen, besonderen Ästhetik zu begehrten Sammelstücken und über den internationalen Kunsthandel weit verbreitet.

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