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Miss.Tic

Miss.Tic

Miss.Tic (* 20. Februar 1956 in Paris; bürgerlich Radhia de Ruiter) ist eine mit Stencils (Pochoir) arbeitende französische Streetartkünstlerin, Grafikerin, Performancekünstlerin, bildende Künstlerin und Lyrikerin. Ihre Arbeiten sind seit 1985 im öffentlichen Raum von Paris und in Galerien zu sehen. Ihre Stencils fertigt sie ausschließlich in den Farben Schwarz und Rot auf unterschiedlichen Hintergründen bzw. im öffentlichen Raum. Sie zeigen meist eine weibliche Person, in direkter Nähe dazu eine mehrdeutige Wortgruppe und sind mit ihrem Signet Miss.Tic versehen. Der Font der Texte und des Signets ist charakteristisch, wurde von ihr selbst entworfen und handgeschnitten.


Miss.Tic wurde im Montmartre, dem 18. Arrondissement im migrantisch geprägten Quartier um den Boulevard Barbès geboren. Ihr Vater war ein tunesischer Immigrant und Arbeiter, ihre Mutter stammte aus bäuerlichen Verhältnissen in der Normandie. Ihre Eltern wurden mit rassistischen Stereotypisierungen konfrontiert, da sie eine sogenannte marriage mixte, eine "gemischte Ehe" eingegangen waren. Sie wuchs vorerst im Pariser Viertel Butte aux Cailles auf, einem Arbeiterviertel, in dem auch Dichter, Künstler und Sexarbeiter wohnen. In den 1960er Jahren zog die Familie nach Orly.


1966 erlitt ihre Familie einen Autounfall, in Folge dessen ihre Mutter, ihre Großmutter und ihr Bruder verstarben. Sie selbst und ihr Vater mussten das folgende Jahr im Krankenhaus verbringen.


Ab 1968 besuchte Miss.Tic das Collège in Orly. Dort wurde sie von ihren Lehrern mit Theater, Literatur und bildender Kunst in Verbindung gebracht, sie besuchte Schauspielkurse. 1972 starb ihr Vater an einem Herzinfarkt. Ihre Stiefmutter forderte von ihr, nach der 10. Klasse die Schule abzubrechen, um in ihrem Restaurant zu arbeiten. Sie zog heimlich von zu Hause aus, brach die Schule ab und finanzierte ihren Lebensunterhalt selbst.


Im Verlauf der 1970er Jahre hielt sich Miss.Tic im Dunstkreis der späten Situationisten auf. Sie rezipierte Bücher wie z. B. Gesellschaft des Spektakels von Guy Debord und La Société de consommation von Jean Baudrillard, die Kapitalismus, Konsumgesellschaft, Warenförmigkeit des Lebens und Regierungstechniken kritisieren. Sie spielte Straßentheater, Performances bzw. Provokationstheater mit der Gruppe Zéro de Conduite und schrieb lyrische Texte. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie parallel dazu als Kellnerin.


Ab 1981 lebte sie für zweieinhalb Jahre in den USA, zuerst in Los Angeles, später in San Francisco. Die dort blühende Hip-Hop-Bewegung mit ihren Graffiti und legal gemalten großen Wandbildern – den murals – beeinflussten Miss.Tic stark. Sie war in dieser Zeit in Künstlerkreisen unterwegs und rezipierte viel Kunst, ohne selbst künstlerisch aktiv zu sein. Sie finanzierte ihr Leben weiterhin mit wechselnden kleinen Jobs.


Nach ihrer Rückkehr 1983 fand Miss.Tic auch im Pariser Stadtbild Streetart von Künstlern wie Blek le Rat vor, die für sie inspirierend wirkte. Sie nahm zu den auf der Straße Wirkenden Kontakt auf, sah zu oder half ihnen bei ihrer Arbeit.


In dieser Zeit entschloss sie sich, als Grafikerin und Layouterin zu arbeiten, und absolvierte eine kurze Ausbildung dafür. Mit ihrem arabischen Familiennamen Jamil bekam sie auf Bewerbungen selten eine Antwort oder gar ein Vorstellungsgespräch. Nachdem sie geheiratet und den Namen ihres Mannes angenommen hatte, war sie als Layouterin und Grafikerin bei verschiedenen Magazinen tätig.


Seit 1985 macht Miss.Tic Streetart. Miss.Tic bezieht sich positiv auf die feministische Autorin Virginie Despentes und sieht sich als Anarchistin. Sie lebt in Paris.

Dies ist ein Teil des Wikipedia-Artikels, der unter CC-BY-SA-Lizenz verwendet wird. Der vollständige Text des Artikels ist hier →


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