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Jean Tinguely

Jean Tinguely

Jean Tinguely (auch: Jeannot; * 22. Mai 1925 in Freiburg/Fribourg; † 30. August 1991 in Bern) war ein Schweizer Maler und Bildhauer des Nouveau Réalisme. Er gilt als einer der Hauptvertreter der kinetischen Kunst. Tinguely wurde vor allem durch seine beweglichen, maschinenähnlichen Skulpturen bekannt.


Tinguely wuchs im Basler Gundeldinger-Quartier auf und besuchte zunächst die Schulen in Basel, bevor er sich von 1941 bis 1944 als Dekorateur ausbilden liess und Kurse an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel belegte. In dieser Zeit lernte er Daniel Spoerri kennen, mit dem er an einem Theaterprojekt arbeitete.


1951 heiratete Tinguely Eva Aeppli, mit der er im darauf folgenden Jahr nach Paris zog. Kurz nachdem Tinguely 1955 in die Impasse Ronsin, nahe Constantin Brâncușis Atelier, gezogen war, lernte er Yves Klein und Niki de Saint Phalle kennen, die er 1971 in zweiter Ehe heiratete. Mit dem Eisenplastiker Bernhard Luginbühl verband ihn eine langjährige Freundschaft. Mit ihm und weiteren Künstlern sowie mit seiner Frau Niki de Saint Phalle realisierte er diverse gemeinsame Projekte. Zur Verbreitung des Werks von Tinguely trugen wesentlich die Galeristen Iris Clert in Paris und Alexander Iolas in New York bei.


Tinguely hatte bereits in seinem ersten Beruf Drahtfiguren als Schaufenster-Dekorationen eingesetzt. Seine ersten freien Kunstwerke griffen dieses Mittel wieder auf. Erstmals 1954 setzte er diese Figuren in Bewegung. Er begann sein umfangreiches Werk mit zerbrechlichen und zittrigen Draht-Blech-Kompositionen. Die Blechteile besitzen meist eine bunte Bemalung. In seinen Maschinenplastiken griff er abstrakte Elemente von Kasimir Malewitsch, Wassily Kandinsky und Auguste Herbin auf und ging über sie hinaus, indem er „die definitive Farb-Form-Konstellation, bisher eine Selbstverständlichkeit, infrage [stellte]“. 1955 erfand und baute Tinguely Zeichenautomaten, die auf Papierformaten und -bahnen maschinelle Zeichnungen anfertigen konnten. Wenn diese den Stil von Jackson Pollock oder Georges Mathieu nachahmten, „ironisiert [Tinguely] den Werkprozess und das Künstlergenie“. Tinguelys beweglichen Plastiken werden vom Betrachter als höchst aktiv, anrührend, heiter und verspielt, oft als witzig und manchmal auch als melancholisch erlebt. 1960 wurde er Mitglied der Künstlervereinigung der Nouveaux Réalistes, die sich in diesem Jahr unter der Leitung von Pierre Restany gründete. Im selben Jahr begann er «Fundgegenstände» in seinen Werken zu verarbeiten.


Aufsehen erregte ebenfalls 1960 eine gigantische Maschine im Garten des Museum of Modern Art, New York, die aus Schrott zusammengesetzt in der Lage war, sich selbst zu zerstören. Diese autodestruktive Kunst stand im Kontext von Gustav Metzgers „Manifest der autodestruktiven Kunst“.


In den folgenden Jahren entwickelte er – häufig in Kollaboration mit Künstlerkollegen – große, bewegliche Maschinen. Sie werden „als kreativer Umgang mit dem Industriematerial und als zeitgemässer künstlerischer Ausdruck des Maschinenzeitalters“ verstanden, sollen aber nach der Aussage des Künstlers auch „Kritik an der Gleichförmigkeit industrieller Vorgänge und der Produktion von unnützen Dingen“ darstellen. 1977 beginnt Tinguely mit dem Entwurf von Brunnen, fließendes, spritzendes und im Winter gefrierendes Wasser gewinnt einen immer größeren Anteil an seinem Werk. Ab 1981 nimmt Tinguely auch tierische Materialien in seine Installationen auf. Knochen, Schädel und Hörner werden auf Motorradschrott montiert, mit dem ein Fahrer bei einem Unfall ums Leben gekommen war. So verweist Tinguely auf Vergänglichkeit und Tod. Nach der Identifizierung der Leiche Josef Mengeles 1986 entsteht das „Mengele-Totentheater“, eine mehrteilige Installation aus dem Schutt eines abgebrannten Bauernhauses. Eine für die Frankfurter Zeil vorgesehene Brunnengestaltung mit einer skelettierten Rinderherde aus Stahl in einem Wasserbassin (Totentanz) wurde wegen einer Erkrankung Tinguelys nicht mehr realisiert.

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