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Burhan Cahit Doğançay

Burhan Cahit Doğançay

Burhan Cahit Doğançay (* 11. September 1929 in Istanbul; † 16. Januar 2013 ebenda) war ein in New York City und Istanbul lebender türkisch-amerikanischer Maler und Fotograf.


In künstlerischen Belangen wurde Doğançay schon früh von seinem Vater, dem türkischen Maler Adil Doğançay, sowie dem Maler Arif Kaptan ausgebildet. Nach Abschluss eines Studiums der Rechtswissenschaften an der Universität Ankara ging er anfangs der 1950er Jahre nach Paris, um an der Universität von Paris im Fach Wirtschaftswissenschaften zu promovieren und nebenbei an der Académie de la Grande Chaumière Kunst zu studieren. Nach einer kurzen Karriere im diplomatischen Dienst, die ihn 1962 nach New York brachte, beschloss Doğançay 1964 sich in New York permanent niederzulassen und sich voll und ganz der Kunst zuzuwenden. In seinen späten Jahren lebte er auch teilweise im türkischen Turgutreis.


Doğançay machte städtische Mauern und Wände zum Thema seiner Kunst. In seinen Augen waren sie „Barometer unserer Gesellschaft und Zeugen der Vergänglichkeit der Zeit, standhaft gegenüber dem Ansturm der Elemente und den Spuren der Menschen“. Urbane Mauern waren eines der zahlreichen vertrauten Dinge, die Dogancay dem Alltag entnahm. Er verstand sie als „Dokumente des jeweiligen Klimas und Zeitgeistes, als Chiffren des sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandels“. Wesentlich für Dogancays Zugriff ist der serielle Charakter der Untersuchung, die Überhöhung des Charakteristischen zu ornamentalen Mustern. Darin formuliert er eine konsequente Weiterführung decollagistischer Strategien – quasi die rekontextualisierte Dekonstruktion von Positionen um die Nouveau Réalistes.


Eine Seite von Doğançays schöpferischen Natur zeigt sich im hartnäckigen Ringen um die malerische, graphische und skulpturale Form, um die ständige Weiterentwicklung, Verfeinerung, Ausfächerung von bereits früh Perfektioniertem. Die andere Seite seiner künstlerischen Persönlichkeit ist die eines polyglotten, weltoffenen Wanderers zwischen verschiedenen geographischen, politischen, mentalen und kulturellen Welten. Die Einflüsse seiner Reisen durch über 100 Länder auf 5 Kontinenten flossen oft in seine Werke ein. Wände haben eine besondere Bedeutung für den Künstler – die Wandlung von Wänden in Kunst war seine Passion. Es interessierte ihn, die Wände aus der für den Betrachter gewohnten Umgebung/Position zu entfernen und in einen ästhetischen Gegenstand zu verwandeln.


Doğançay erhielt vielerlei Auszeichnungen für sein Werk, darunter auch einen Preis für sein Lebenswerk, verliehen durch den türkischen Präsidenten.


Mitte der 1970er Jahre begann Doğançay städtische Mauern und Wände zu fotografieren, ein Projekt, das er damals noch als zweitrangig einstufte. Dieses Projekt, das der Künstler „Walls of the World“ nannte, gewann aber schnell an Bedeutung. Nach fast vier Jahrzehnten umfasst seine Sammlung rund 30'000 Fotografien aus mehr als hundert Ländern. 1982 organisierte das Centre Georges Pompidou in Paris unter dem Titel Les Mures Murment, Ils Crient, Ils Chantent … („Die Mauern flüstern, sie schreien, sie singen …“) eine Einzelausstellung mit seinen Fotografien. Doğançays Aufnahmen sind ein Archiv unserer Zeit und die Grundlage für seine Gemälde, die ebenfalls unsere Zeit dokumentieren. Die „Walls of the World“ tragen, wie das gesamte Werk Doğançays, der in den sechziger Jahren aufkommenden Forderung nach Rückholung der Lebensrealität in die Kunst Rechnung. Der Fokus Doğançays enzyklopädischen Ansatzes ist bei ihm ausschließlich auf die Strukturen, Zeichen, Symbole und Bilder gerichtet, die der Mensch auf Wänden hinterlässt. Nicht aus Einfallslosigkeit, sondern weil er hier in einem einzigen Motiv das ganze Spektrum der Conditio Humana vorfindet, ohne kulturelle, rassische, politische, geographische, stilistische, etc. Einschränkungen. Das allgemein Menschliche der Botschaften überlagert und dominiert insgesamt immer das Besondere der unterschiedlichsten Orte und nivelliert sogar die Unterschiede der Zeit. Neben den städtischen Mauern wandte sich Burhan Doğançay in der Fotografie einem weiteren Objekt zu: der Brooklyn Bridge, bei deren Renovierung 1986 er mit den Arbeitern auf die Brücke kletterte, um sie auch aus der Höhe in allen Details fotografieren zu können.

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