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Pictorialismus

Kunstbewegung

Der Pictorialismus war eine kunstfotografische Stilrichtung. Ziel des Stiles war es, nicht lediglich ein bloßes, einen Augenblick in der Realität festhaltendes Abbild des Motivs herzustellen, sondern eine symbolische Darstellung von Gemütszuständen oder grundlegenden Werten zu erzielen. Seine Blütezeit fand der Pictorialismus zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, in Japan noch bis etwa 1925; pictorialistische Fotografien wurden allerdings teilweise noch bis zum Ende der 1950er Jahre angefertigt.

Erklärtes Ziel des Pictorialismus war es, die Fotografie als vollwertiges künstlerisches Ausdrucksmittel zu etablieren. Stilistisch orientierte man sich zunächst insbesondere am Naturalismus in der Malerei, dann aber auch am Impressionismus und Symbolismus.

Häufig angewandte stilistische Merkmale pictorialistischer Fotografien sind verringerte Konturenschärfe, nebelartig zerstreute Lichtführung, sorgfältige Wahl des Ausschnitts, fließende Übergänge, Vorliebe für Nacht- und Nebelszenen, 'künstlerische' Sujets (Landschaften, Porträts, Akte) und intensive Nachbearbeitung der Abzüge, unter Umständen aber auch des Negativs vor Herstellung des Positivs (z. B. durch Frank Eugene). Trotz des oft geringen Eindrucks von Schärfe und Tonwertreichtum, den pictorialistische Positive auf den Betrachter hinterlassen, sind die meisten erhaltenen Negative der Bilder mit dem vollen möglichen Tonwertumfang und durchaus auch dem Stande der Technik entsprechender Schärfe aufgenommen.

Ein auffällig oft verwendetes Requisit pictorialistischer Fotografien, zum Beispiel bei Alice Boughton, Anne Brigman oder Clarence Hudson White, ist die Kristallkugel, auch in Abwandlung als z. B. Glasschüssel, die einen Zustand geistiger Vollkommenheit und Einheit symbolisieren sollte.

Die Diskussion, ob die Fotografie eine Kunst sei oder jemals eine werden könne, beschäftigte die Kunsttheoretiker seit der Erfindung der Fotografie. Während sich das neue Medium für Porträts und Reportagen rasch durchsetzte, blieb die künstlerische Anwendung selten. Das Hauptargument dafür, die Fotografie könne keine Kunst sein, war, Fotografie sei ein technischer Vorgang, bei dem der Fotograf nichts anderes als den Auslöser zu betätigen habe; die Fotografie sei also ein simples Abbild der Natur, während wahre Kunst eine Verarbeitung sein müsse. Aus dem von der Natur angebotenen Farben- und Formenreichtum müsse der bildende Künstler auswählen, um die beabsichtigte Aussage zu treffen. Diese Auswahl sollte mit den Stilmitteln des Pictorialismus auch in der Fotografie erreicht werden.

Die theoretische Grundlage des Pictorialismus waren die Schriften Pictorial Effect in Photography von Henry Peach Robinson, erschienen 1869, und Naturalistic Photography for Students of the Arts von Peter Henry Emerson (1889). Die Hauptthese des zweiten Buches ist, Kunst sei die Wiedergabe der optischen Eindrücke, die unser Bewusstsein empfange. Dies könne die Fotografie ebenso gut wie die Malerei. Um die Sinneseindrücke nachzuahmen, müsse das Bild jedoch das Hauptmotiv scharf, Vorder- und Hintergrund hingegen leicht verschwommen wiedergeben. Für diese Theorie stützte sich Emerson auf physiologische Erkenntnisse, vor allem auf die Arbeiten von Hermann von Helmholtz zum menschlichen Sehen. Kurz nach der Veröffentlichung seines Werkes, das beträchtliches Echo auslöste, widerrief Emerson jedoch seine Thesen und behauptete nun, die Fotografie könne nie Kunst werden. Dieser Widerruf wurde jedoch kaum zur Kenntnis genommen; die meisten Pictorialisten beriefen sich auf Emerson, obwohl sie oft wenig mehr von ihm kannten als den Begriff der „künstlerischen Unschärfe“.

Gruppen von Fotografen schlossen sich zusammen mit dem erklärten Ziel, der künstlerischen Fotografie zum Durchbruch zu verhelfen („pictorialistic“ wurde im Sinn von „künstlerisch“ verwendet). Die Hauptzentren befanden sich in London (Linked Ring) und New York (Photo-Secession), doch entstanden Clubs in der ganzen Welt; der Pictorialismus gilt als erste weltumspannende Fotografiebewegung. Die Clubs waren oft Abspaltungen der bestehenden Fotografiegesellschaften, die den Pictorialisten zu sehr mit technischen und kommerziellen Fragen beschäftigt waren. Viele der pictorialistischen Vereinigungen gaben Zeitschriften heraus, die zur weltweiten Vernetzung der Fotografen beitrugen.

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Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Pictorialismus

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