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Manierismus (Spätrenaissance)

Kunstbewegung

Manierismus (von italienisch maniera‚ „Art und Weise“, „Stil“, „Manier“) ist eine kunsthistorische Bezeichnung für eine Form der Spätrenaissance in Italien, besonders für Malerei, Baukunst und Plastik, aber auch für Musik und Literatur. Der Manierismus zeichnet sich durch Ausschöpfung aller technischen Möglichkeiten zur extremen Gestaltung aus, die dazu dient, den eigenen Stil, die maniera, hervorzuheben.

Der Begriff wurde in Bezug zu Giorgio Vasaris maniera-Begriff erstmals 1792 von dem italienischen Historiker Luigi Lanzi verwendet, später von Jacob Burckhardt wieder aufgegriffen und ist heute in seinem Geltungsbereich umstritten. In der Regel gilt der Begriff des Manierismus vor allem für die Spätrenaissance in Rom und Florenz, zum Teil auch für die Schule von Fontainebleau.

Neben der kunstgeschichtlichen Bedeutung als Bezeichnung für eine Epoche wird der Begriff auch als Stilbegriff benutzt und bezeichnet dann abwertend eine Handlung, Haltung oder Sprechweise, die als gekünstelt, geziert („manieriert“), pathetisch oder schwülstig empfunden wird.

Als manieristisch lassen sich italienische Kunstwerke bezeichnen, die etwa in der Zeit von 1520 (Tod Raffaels) bis 1600 entstanden sind, für Frankreich währt dieser Zeitraum etwa von 1550 bis 1610, für Flandern, die Niederlande und Deutschland etwa von 1560 bis 1610. Literarische Werke lassen sich allgemein als manieristisch klassifizieren, wenn sie zwischen der Mitte des 16. Jahrhunderts und 1630 entstanden.

Giorgio Vasari, heute als Manierist klassifiziert, bezeichnete den Stil des späten Michelangelo, aus dem sich auch sein eigener herleitete, als maniera moderna, durch welche sogar die Antike – der bisherige Gipfel der künstlerischen Entwicklung – überwunden sei. Seine von Platon übernommene Nachahmungstheorie wurde jedoch den Eigenheiten des manieristischen Kunstschaffens kaum gerecht. Diese wurden deutlicher von Johann Fischart erkannt, der die Rolle von Phantasie und Erfindungsgabe betonte und sie auch im Werk nordeuropäischer Maler erkannte (z. B. bei Hans Baldung Grien). Der Venezianer Pietro Aretino nannte die Erlangung künstlerischer Authentizität maniera nuova. Als kunsthistorischer Epochenbegriff wurde Manierismus erst von Jacob Burckhardt eingeführt und unter anderen von Gustav René Hockes 1958 erstmals erschienenem Buch Die Welt als Labyrinth popularisiert.

Allgemein ist der Manierismus gekennzeichnet durch eine Abkehr von den ausgewogenen, geometrisch kalkulierten Kompositionen der Renaissance in einer Zeit des Umbruchs. An die Stelle harmonischer Formen trat eine gesuchte, gezierte Manier, ein kapriziöser und spannungsgeladener Stil, oft angereichert mit rätselhaften Allegorien, die nur von eingeweihten Kennern aristokratischer Kreise verstanden werden sollten. Die Darstellung des menschlichen Körpers in starker Verdrehung (Figura serpentinata) ist charakteristisch für den Manierismus, in der Malerei ebenso wie in der Bildhauerei. So sind manieristische Kunstwerke durch gesteigerte Expressivität und Dreidimensionalität gekennzeichnet.

In der Literatur ist ein Hauptmerkmal des Manierismus der Schwulststil. Nach Gustav René Hocke sind Anagramm und Akronym, Epigramm und Oxymoron die typischen Stilmittel manieristischer „Sprach-Alchemie“ (Hocke) in der Literatur.

In der Landschaftsarchitektur drückt sich die Liebe des Manierismus für das Groteske und Überraschende durch Grotten und Wasserspiele aus. Deren Tricktechnik inspirierte schließlich René Descartes zu seiner Theorie des menschlichen Automaten.

In der Architektur zeigt sich der Manierismus durch die zaghafte Auflösung der Ordnungssysteme der Renaissance. Sie wurden im Großen und Ganzen zwar beibehalten, aber mit kleinen Widersprüchen angefüllt, indem beispielsweise der Abschlussstein über einem Torbogen, der ursprünglich den Kraftabschluss im Zentrum versinnbildlichen soll, aus seiner sinnvollen Position gerückt wurde, oder indem die traditionellen und aus der Statik abgeleiteten Verbindungen der Fassadenelemente aufgelöst wurden.

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Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Manierismus

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