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Kitsch

Kunstbewegung

Kitsch steht zumeist abwertend gemeinsprachlich für einen aus Sicht des Betrachters minderwertigen, sehnsuchtartigen Gefühlsausdruck. In Gegensatz gebracht zu einer künstlerischen Bemühung um das Wahre oder das Schöne, werten Kritiker einen zu einfachen Weg, Gefühle auszudrücken, als sentimental, trivial oder kitschig.

Die genaue Abkunft des wahrscheinlich in den 1870er Jahren im Münchner Kunsthandel entstandenen Wortes bleibt unsicher und wird verschieden gedeutet. Der älteste bisher bekannte Beleg stammt aus dem Jahr 1878. Es handelt sich um ein satirisches Epigramm von Max Bernstein auf das in München ausgestellte Gemälde „Bosnische berittene Insurgenten“ von Franz Adam:

Möglicherweise stammt der Begriff vom mundartlichen kitschen (Straßenschmutz oder Schlamm zusammenkehren, klatschen und klitschen). Er hätte danach einen lautnachahmenden Ursprung, der als Pejoration in das Bildhafte übertragen wurde – im Sinne von „zusammengeschmiertem Dreck“. Häufig genannt wird ebenfalls eine mögliche Abstammung von engl. sketch für „Skizze“ oder „flüchtige Malerei“, wie sie englische oder amerikanische Touristen jener Zeit für wenig Geld als Souvenir am Kunstmarkt nachfragten. Abraham Moles (Psychologie des Kitsches, Carl Hanser Verlag 1971) leitet den Begriff vom jiddischen verkitschen ab, was so viel bedeutet wie „jemandem etwas andrehen, was der nicht braucht“.

Übersetzungen, die sich mit der Sprache der Roma beschäftigten, führten „Kitsch“ auf das Hindustani-Wort für Töpferton zurück (Geschichte der Zigeuner; ihre Herkunft, Natur und Art, Weimar und Ilmenau, 1835). Tatsächlich finden sich im gesamten Industal Artefakte, die sich im westlichen Sinn durchaus als Kitsch interpretieren lassen. Frühe touristische Mitbringsel, die man heute auch als „Airport Art“ kennzeichnet, sind möglicherweise der Ursprung dieses Lehnwortes im aktuellen europäischen Sprachgebrauch. Das Wort „Kitsch“ ist heute als Lehnwort in vielen Sprachen, auch im Englischen, fester Bestandteil des jeweiligen Vokabulars.

Die Schwierigkeit, Kitsch zu definieren, zeigt sich nicht zuletzt in der „Unübersetzbarkeit“ des deutschen Wortes. Britische Übersetzer zählten Kitsch zu den zehn am schwierigsten zu übersetzenden Begriffen; im Englischen verwendet man das Wort kitsch ebenfalls. Auch im Französischen gibt es keine adäquate Übersetzung, das Wort kitsch wird daher zum Teil auch dort verwendet. Zahlreichen Sprachen haben das Wort übernommen, darunter die türkische Sprache (kitsch oder kiç) und selbst die griechische Sprache (κιτς) welche mit wenigen Fremdwörtern auskommt.

Folgende Kriterien lassen sich für Kitsch anführen:

Eine ältere Definition besagt:

Nach Gillo Dorfles „Der Kitsch“ (Tübingen, 1969) definiert sich Kitsch (hier vor allem im Bereich der Kunst) unter anderem durch folgende Kriterien:

In der Soziologie und mehr noch im Rahmen von Civic Education wird Kitsch als etwas Gefährliches eingestuft, weil die damit verbundenen Euphemismen, Verharmlosungen, Vorurteile, Klischees und Illusionen genau jene Doppelbödigkeit fördern, die für den Einzelnen wie für das Kollektiv letztlich zum unausweichlichen Dilemma führen und Konflikte jeder Art den Boden bereiten. „Kitsch ist eigentlich leicht zu erkennen, denn er hat immer etwas mit Verlogenheit zu tun.“ (Michael Stanzer, Politischer Bildner)

Einer Sonderform nicht nur in Frankreich bildet der sogenannte Nippes (franz. für „weiblicher Putz“), auch Nippsachen genannt; darunter werden kleine dekorative Kunstgegenstände von oft minderer Qualität subsumiert, die beispielsweise „als Zimmerschmuck zum Aufstellen auf sogenannten Nipptischchen“ dienen. Beispiele für Nippes sind Putten- bzw. Engelsfigürchen aus Porzellan oder kleine Vasen ohne praktische Funktion.

In der Postmoderne ist der Begriff Kitsch teilweise durch das Wort Trash ersetzt worden, das einige Arten von Kitsch zum Kult erklärt und damit die negative Konnotation umkehrt.

Dies ist ein Teil des Wikipedia-Artikels, der unter CC-BY-SA-Lizenz verwendet wird. Der vollständige Text des Artikels ist hier →

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kitsch

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